BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

ARBEIT

 

 

Unsere Praxis lässt uns in einer strengen Disziplin leben, in der wir alles so gut machen, wie es uns möglich ist. Ich denke an den Nutzen, den diese große Verfügbarkeit in der Gesellschaft haben kann. Für einen normalen Vorgesetzten wären wir doch außergewöhnlich gute Arbeiter. Ich fürchte daher, zum Schaf zu werden.

Auf seine Arbeit konzentriert sein, heißt nicht, keine Weisheit zu haben. Sich auf seine Arbeit zu konzentrieren ist eine Sache, eine weitere ist, mehr Gerechtigkeit herrschen zu lassen. Gerechtigkeit zum Beispiel, indem man besser die Früchte der Arbeit teilt. Konzentriert sein heißt nicht, nur auf seine Füße oder bis zu seiner Nasenspitze zu gucken.

Ich muss dabei an einen Schüler auf der Gendronnière denken. Wir sprachen über die Konzentration während der Tour de France. Es ging um die konzentrierten Sportler. Jemand hatte von der Konzentration auf dem Fahrrad gehört und ist nach dem Zazen auf sein Rad gestiegen und um die Gendronnière herum geflitzt. Er fuhr sehr schnell und war nur auf das Rad konzentriert. Prompt verpasste er eine Kurve und flog hin. Er war einfach zu sehr konzentriert und hatte nur das Vorderrad vor den Augen.

Mit der Konzentration muss man aufpassen. Du kannst dich zum Beispiel auf deine Arbeit konzentrieren und trotzdem darauf achten, was in deiner Firma vor sich geht. Wenn es eine Ungerechtigkeit gibt oder du merkst, dass man dich ausnutzt, oder jemand sich nicht an den Vertrag hält, dann musst du reagieren.

Das Problem ist viel weitgreifender. Es geht auch um die Ausnutzung des Buddhismus insbesondere des Zen, während des Kriegs in Japan. Einige von euch kennen dieses Problem, und man muss wissen, dass es existierte. Die japanische Regierung hatte die Geistlichen, unter anderem die Zen-Mönche darum gebeten, den Krieg und seine Propaganda zu unterstützen. Das hat zu schockierenden Dingen geführt. Es gab Mönche, die dafür sorgten, dass der Buddhismus nicht im Widerspruch zur japanischen Politik stand, um zu zeigen, dass Zen gut für den Krieg war. „Wenn ihr gute Krieger braucht, die bereit sind zu sterben und die in jedem Augenblick auf ihre Handlung konzentriert sind, müsst ihr Zen-Mönche nehmen. Das sind die besten.“ Man rief die Ideologie der Samurai wieder hervor. Diese Ideologie ist das perfekte Beispiel für die Verfremdung des Zen. Die Konzentration hat als Ziel die Befriedung des Geistes und unser Erwachen, auch das Erwachen zu unserer Solidarität mit den anderen. Die Samurai haben davon nur zurückbehalten, dass die Konzentration nützlich ist, um auf perfekte Art und Weise zu töten: Man kann mutig sein, hat keine Angst vor dem Tod, man ist auf seinen Körper, auf seine Gesten konzentriert, vollständig hier und jetzt. Damit ist man dem anderen natürlich überlegen. Deswegen mögen diejenigen, die Kampfkünste ausüben, Zen besonders gerne, weil sie denken, dass sie dank Zen stärker werden. Das stimmt, das ist wahr, nur dass sie damit den Weg verfremden und ihn auf falsche Weise benutzen. Anstatt mit ihm Liebe und Frieden unter den Menschen zu fördern, macht man aus ihm ein Werkzeug zum Töten.

Wir müssen immer wachsam sein und uns klar darüber werden, dass der Weg nicht nur eine Praxis der Konzentration ist, sondern eine Praxis des tiefen Verständnisses unserer Solidarität und unserer Einheit mit den anderen. Es ist der Weg des Nicht-Egos. In diesem Moment kann man nicht zu etwas Unheilbringendem missbraucht werden, weil man auch achtsam auf die Konsequenzen seiner Handlungen ist.

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Ich versuche, hier zu sitzen und verstehe das mit der Atmung nicht. Ich bin Fensterputzer. Wenn ich arbeite, fällt es mir sehr leicht, in den Flow-Zustand zu kommen. Was mache ich, wenn ich Zazen übe und arbeite? Was mache ich beim Zazen? Achte ich dann auf meine Atmung, auf mein Gehen? Was mache ich, wenn ich Zazen übe, während ich arbeite?

Wenn du arbeitest, solltest du arbeiten und nicht Zazen machen.

Ich erkläre dir erst mal die Atmung während Zazen: In Zazen lässt man die Einatmung ganz natürlich geschehen und konzentriert sich auf die Ausatmung. Um eine natürliche Atmung wiederzufinden, lernt man, wieder tief auszuatmen. Zuerst beobachtet man, wie man atmet, und versucht dann, bis zum Ende jeder Ausatmung zu gehen. Aufgrund von Stress neigt man oft dazu, seine Atmung zurückzuhalten, und atmet nicht bis zum Ende aus. Die Atmung bleibt blockiert. Aber man muss sie bis zum Hara bringen. Deswegen drückt man etwas nach unten in Richtung Unterleib, um gut bis zum Ende jeder Ausatmung zu gehen.

Aber man verbringt nicht die ganze Zeit von Zazen damit. Man muss die Ein- und Ausatmung natürlich geschehen lassen. Nur beobachten. Nichts tun.

Im Alltag kann man, wenn man das Glück hat, mit den Händen arbeiten zu können und nicht die ganze Zeit mit dem Verstand denken muss, völlig in seinem Körper, in seinen Gesten und in seiner Atmung sein. Du kannst gewisse Bewegungen ausführen, während du ausatmest. Wenn man zum Beispiel Holz hacken will, führt man die Bewegung des Hackens mit der Ausatmung aus. Wenn man beim Kalligraphieren den Strich führt, atmet man aus. Wenn man im Garten die Erde umgräbt, atmet man im Moment der Anstrengung aus.

Ist das Zazen?

Es ähnelt Zazen. Wie ich vorhin gesagt habe: Am Anfang des Zazen konzentriert man sich auf die Ausatmung. Aber man verbringt nicht die ganze Zeit damit, sich auf die Ausatmung zu konzentrieren, nur am Anfang, um die zu kurze Ausatmung zu korrigieren.

Zazen besteht darin, einfach gegenwärtig zu sein in seinem Körper und in seiner Atmung, ohne zu versuchen, etwas zu ergreifen oder zu verwerfen. Einfach eins sein mit dem gegenwärtigen Zustand. Im Alltag, bei der Arbeit, ist man eins mit dem, was man macht. Wenn man geht, ist man eins mit dem Gehen. Wenn man eine Handlung ausführt, ist man eins mit der Handlung, ohne sich an das Resultat zu klammern. Einfach das tun, was jetzt getan werden muss. Ohne an vorher oder nachher zu denken, eins mit der Handlung sein.

Wenn man so praktiziert, wird man mit einer Dimension seines Lebens vertraut, die jenseits des gewöhnlichen Geistes ist. Das heißt, man lebt in Harmonie mit dem Leben eines jeden Augenblicks, indem man nichts anderes sucht. Man ist völlig zufrieden mit dem, was man gerade tut. Man braucht nicht darüber nachdenken, ob man gerne Satori hätte oder so etwas.

Ein Schüler fragte Joshu um Rat für seine Praxis. Joshu entgegnet: „Hast du deine Guen-Mai gegessen?“ „Ja.“, antwortete der Schüler. „Dann gehe deine Schale spülen.“ - Das bedeutet eins zu sein mit dem, was jetzt zu tun ist, ohne etwas anderes zu suchen. Dann ist man wirklich versöhnt mit dem Leben des Augenblicks.



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