BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

EXTREMISTEN

 

 

Du hast gesagt, Leute jeder politischen Richtung, auch extrem Rechte oder Linke, sollen Zazen praktizieren können. Ich frage mich, wo da die Grenze ist, weil wir einen solchen Fall in unserem Dojo haben.

Wir haben eine türkische Frau. Sie ist Bodhisattva. Sie ist sehr lange nicht zum Zazen gekommen. Dann kam sie wieder. Ich habe sie gefragt, warum sie solange nicht da war. Sie hat gesagt, sie habe keine Zeit gehabt, weil sie wichtige Recherchen durchführen musste. Sie hat mit einigen anderen zusammen Beweise dafür gesucht, dass die Türken keinen Völkermord an den Armeniern begangen haben. Sie hat es so begründet: „Ich bin Bodhisattva und ich bin Türkin. Es kann nicht sein, dass so etwas passiert ist, dass mein Volk so etwas getan hat.“ Sie ist völlig fanatisch gewesen.

Ich habe das damit verglichen, dass jemand ins Dojo kommen und behaupten würde, es habe die Morde im Dritten Reich nicht gegeben. Mein erster Impuls war, sie aus dem Dojo rauszuschmeißen. Ich habe es nicht getan, aber es ist mir schwer gefallen.

Ganz im Gegenteil: Die Leute, die die größten Illusionen haben, brauchen die Praxis am meisten, von der man hofft, dass sie ihren Geist öffnet, damit sie die Wirklichkeit akzeptieren. Die Wirklichkeit zu akzeptieren bedeutet nicht, sie fortzusetzen. Die Tatsache, dass Türken oder Deutsche im Zweiten Weltkrieg Völkermord begangen haben, bedeutet nicht, dass die Türken oder Deutschen von heute dafür verantwortlich sind. Sie muss lernen, die Wirklichkeit der Geschichte zu akzeptieren, so wie man lernen muss, seine eigenen Illusionen zu sehen, damit sie die Möglichkeit hat, sie zu transformieren.

Das habe ich ihr auch gesagt.

Wenn sie Probleme hat, dies zu verstehen, muss man es ihr weiterhin sagen. Du musst auch das Vertrauen haben, dass das nicht nur von dir abhängt, sondern auch von der Zazen-Praxis, dass die Zazen-Praxis in ihr eine Veränderung bewirkt. Wenn du sie rausschmeißt, hat sie keine Chance, dann bleibt sie nur in ihrem fanatischen Umfeld. Sie ist nicht aus Zufall im Dojo.

Aber wie weit geht man mit solchen Diskussionen? Natürlich waren alle Leute im Dojo sehr aufgebracht.

Ich glaube nicht, dass man darüber diskutieren sollte. Es ist absurd, über die Wirklichkeit oder Nicht-Wirklichkeit des Völkermordes zu diskutieren. Was man sehen muss: Warum kann sie nicht diese Wirklichkeit akzeptieren? Man muss tiefer gehen. Es nützt nichts, auf gleicher Ebene zu diskutieren. Das gibt nur Streit. Das bringt überhaupt nichts. Man muss verstehen, warum sie das Bedürfnis hat, den Genozid zu negieren, und welche Illusion sie hat und versuchen, nach und nach diese Illusion zu lösen.

Zen muss uns helfen, bis zur Wurzel des Schlechten zu gehen und nicht nur die Zweige abzuschneiden. Dafür muss sie praktizieren und anwesend sein. Das musst du den Leuten im Dojo sagen. Sie ist wie jemand, der sehr krank ist. Man muss sie pflegen. Sie ist spirituell gesehen völlig krank. Man muss sie wie eine Kranke behandeln und die Ursache ihrer Krankheit sehen, statt sich über das Symptom aufzuregen oder zu versuchen, das Symptom wegzuwischen. - Aber natürlich nur solange sie nicht alle anderen auch noch krank macht. Wenn sie anfängt, Propaganda zu machen oder die anderen zu überzeugen, muss man sie stoppen.

 

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