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Fragen und Antworten

 

KAUSALKETTE

 

So weit ich weiß, hat alles eine Ursache und eine Wirkung, und man nennt es eine Kausalitätskette. Ist diese Kette geschlossen oder geht sie in zwei verschiedene Richtungen?

Es ist komplexer: Es handelt sich nicht um eine Kette, jedenfalls nicht um eine einzige Kette. In der Kausalität, so wie sie in Buddhas Unterweisung dargestellt wird, gibt es nicht nur eine Ursache, die eine Auswirkung hat. Eine Ursache erzeugt eine Auswirkung in einem Kontext, in dem weitere Ursachen und Bedingungen zusammenkommen. Es ist sehr selten, dass eine Ursache nur eine Auswirkung hat. Die Kausalität ist eine Art Netzwerk von Ursachen, das recht komplex ist.

Ein klassisches Beispiel dazu ist die Unterweisung, die Buddha in einer landwirtschaftlichen Gemeinde gehalten hat. Er sprach von einem Samenkorn. Man kann sagen, dass das Samenkorn die Ursache des Baumes ist. Wenn man eine Eichel einpflanzt, ist diese Eichel die Ursache der Geburt und der Erscheinung einer Eiche. Aber natürlich reicht es nicht aus, dass eine Eichel auf den Boden fällt, damit ein Baum aus ihr entsteht. Der Boden muss geeignet sein, und Feuchtigkeit und Temperatur müssen stimmen. Es gibt viele Bedingungen: Es darf z.B. kein Tier vorbeikommen und die Eichel essen. Eine Menge günstiger Bedingungen sind nötig, damit das Fallen einer Eichel zu einem Baum führt. Das Gleiche gilt für alle Ursachen. Zum Beispiel versucht man im medizinischen Bereich, die Ursache von Krebs zu finden. Selbst wenn man nur eine Krebskategorie betrachtet, sieht man, dass der Krebs eine Ursache hat, aber dass es eben nicht nur eine Ursache gibt. Ansonsten würde bei all den Menschen, die diese Ursache hätten, Krebs entstehen, aber so ist es nicht. Tabakrauchen ist zum Beispiel ist die Ursache für viele Tumore. Aber nicht alle Raucher bekommen Krebs.

Freud hat von komplementären Folgen gesprochen. Damit zum Beispiel eine psychische Krankheit ausbricht, müssen vorab eine Anzahl von Ursachen und Bedingungen zusammentreffen. Selbst wenn man eine traumatische Kindheit hatte, heißt das nicht, dass man neurotisch oder psychotisch werden muss. Einige werden es, andere nicht, weil noch andere Ursachen und Bedingungen dazukommen müssen, um eine Neurose oder Psychose auszulösen.

Buddha hatte vor 2500 Jahren, das ist schon sehr lange her, eine sehr moderne Sichtweise, weil er sich bereits der Komplexität dieses Spiels von Ursachen und Wirkungen bewusst war. Er war der Auffassung, dass es nicht nur eine einzige kausale Kette gäbe, sondern die karmische Kausalität. Das Karma ist eine kausale Kette. Aber es gibt noch andere Ursachen, die klimatische Kausalität zum Beispiel oder die biologische Kausalität.

Die Mathematik, die Logik?

Nein, das ist etwas anderes. Mathematik ist keine Kausalität, sie ist ein Versuch die Phänomene zu beschreiben.

Es gibt verschiedene Ursachen: biologische, psychologische, soziologische, die alle interagieren. Daher ist das, was bei einem Individuum passiert, sehr komplex. Man kann sehr schwer voraussagen, was aus einem Menschen wird, aufgrund der Komplexität der Ursachen, die auf seine Entwicklung einwirken. Im Bereich der Physik kann man präzise Vorhersagen machen, aber es ist praktisch unmöglich, vorherzusagen, was aus einem Menschen wird.

Ich denke, dank dieser Komplexität hat der Mensch eine gewisse Freiheit. Je komplexer die Ursachen und Wirkungen sind, desto chaotischer wird die Situation und desto größer wird der Rahmen der Freiheit. Der Determinismus hat weniger Macht.

Wenn ich es richtig verstanden habe, kann eine Ursache Auswirkungen in verschiedene Richtungen haben.

Das hängt davon ab, ob andere Ursachen dazwischenfunken.

Wenn alles auf der Welt eine Ursache hat, konvergieren dann alle diese Ursachen irgendwann auf ein Ziel hin?

Nein.

Zum Beispiel wie das Weltall, das mit dem Urknall angefangen hat und irgendwann wieder kollabiert?

Die Astrophysiker sind sich untereinander nicht einig. Es gibt Theorien, die sagen, dass es nach dem Urknall den Big Crunch gibt: Nach der Ausdehnung zieht sich alles wieder zusammen. Andere sagen, dass sich das Weltall ins Unendliche ausdehnt. Vom buddhistischen Standpunkt aus gibt es keine allerletzte Ursache. Die Dinge sind nicht dazu bestimmt, ein Ende zu erreichen. 


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