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Fragen und Antworten

 

KESA

 

Welche Bedeutung hat das Kesa?

Das ist ein sehr weites Thema. Das Kesa ist das Gewand, das man während der Mönchs- oder Nonnen-Ordination empfängt, das Gewand des Loslassens. Es ist das Symbol von Gedatsu. Das singt man, wenn man es auf den Kopf legt: „Dai sai gedapuku.“ Gedatsu bedeutet Befreiung, Loslassen, seine Anhaftungen aufgeben.

Ein Kesa haben zu wollen heißt nicht, sich ein neues Gewand, eine Ausschmückung zu wünschen. Manche Personen möchten ein Kesa haben, jedoch ist es für sie nicht ganz klar, warum sie es tragen wollen. Sie haben den Eindruck, dass das Kesa sie stützen würde und sie sich mit ihm stärker fühlen würden. Was zählt, ist der Geist, mit dem man das Kesa näht und trägt. Da gibt es nicht sechsunddreißig Geisteszustände, sondern nur einen einzigen, eine einzige Bedeutung: unsere Anhaftungen loslassen.

Wenn man am Kesa hängt, ist man auf dem falschen Weg. Auch, wenn man denkt, dass das Kesa die eigene Arbeit erledigen würde, dass das Kesa magisch wäre: Man zieht es an und automatisch wird alles gut. Es haben sich viele Geschichten über den Glauben an magische Fähigkeiten des Kesas entwickelt. Seine wahre Magie ist jedoch, Bonnos in eine Quelle des Erwachens zu verwandeln. Das Kesa ist das Symbol für die Umwandlung von Beschmutzten zum Reinen, Strahlenden.

Für diejenigen, die das Kesa nicht kennen: Das Kesa ist das Gewand des Mönchs und der Nonne. Es besteht normalerweise aus weggeworfenen Lumpen, die von den Mönchen aufgesammelt, gereinigt und gefärbt werden. Sie werden dann mit großer Konzentration zusammengenäht, um das Gewand für die Zazen-Praxis zu erstellen. Diese Praxis geht zurück zu Buddha Shakyamuni, der sein Kesa ständig trug, nicht nur während Zazen, auch während der Almosengänge, der Mahlzeiten. Er legte es nur ab, um zur Toilette zu gehen. Daher wurde es Buddha selbst, es wurde wie seine Haut, ein Teil Buddhas. Als er die Essenz seiner Unterweisung an seinen Schüler Mahakashyapa weitergeben wollte, hatte er ihm sein Kesa überreicht. Das Kesa war der Gegenstand, der ihm am Nahesten, am Vertrautesten war. Als hätte er ihm einen Teil seiner selbst gegeben. Daher wurde es das Symbol der Weitergabe.

Ein Kesa zu nähen, erfordert eine große Praxis der Konzentration und Geduld. Während man am Kesa näht, kann man nichts anderes tun, sich nicht unterhalten, nicht ins Kino gehen. Man muss geben. Ein Kesa nähen ist wie ein Fuse: Man muss etwas von sich selbst geben, seine Zeit, seine Energie, seine Aufmerksamkeit, um dieses Gewand der Praxis zu schaffen. Allein die Tatsache es zu nähen, ist bereits eine ausgezeichnete Praxis des Loslassens. Das muss man gut verstehen. Durch unsere Praxis mit dem Kesa bekommt das Kesa die Macht der Befreiung. Wenn man Zazen mit dem Kesa macht, erinnert man sich an den Buddha-Geist. Man erinnert sich an die religiöse Dimension von Zazen, die Dimension jenseits des menschlichen Egos. Das ist die Macht des Kesas.

Wenn man das Kesa als magischen Gegenstand betrachtet und es mit Gier behandelt, indem man denkt, dass es Verdienste bringt, kann das nicht funktionieren, im Gegenteil, dann wird das Kesa zur Illusion. Das Kesa muss uns immer an das rechte Denken erinnern, welches die Quelle der wahren Befreiung ist, Mushotoku.

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Wenn ich es richtig sehe, gibt es in der Sangha drei Gruppen von Leuten: die Laien, die Bodhisattva-.Ordinierten und die Mönch- beziehungsweise Nonnen-Ordinierten. Der funktionale Ablauf eines Sesshins scheint mir sehr auf die Mönche und Nonnen ausgerichtet zu sein. Du hast viel über Vimalakirti als Laien gesprochen. Gibt es bestimmte Funktionen, die die Laien oder die Bodhisattva-Ordinierten auf Sesshins haben? Denn selbst wenn Laien oder Bodhisattvas eine Aufgabe im Dojo haben, wie zum Beispiel als Pfeiler zu sitzen, zieht man sie wie Mönche oder Nonnen an. Das macht den Eindruck auf mich, als hätten nur Mönche oder Nonnen die erforderlichen Qualitäten, um Pfeiler zu sein und andere Funktionen auszuüben.

Wenn man die Leute, die Pfeiler sind, bittet, ein Kesa zu tragen, tut man es nicht, damit sie Mönchen oder Nonnen gleichen. Es geht darum, ihnen die Möglichkeit zu geben, ein Kesa zu tragen. Man macht es vor allem deshalb, weil es die Umgebung beeinflusst, wenn jemand ein Kesa trägt. Es ist das Kesa selbst, das eine erhabene Position einnimmt, nicht der Mönch oder die Nonne. Der Beweis dafür ist, dass es auch Laien und Bodhisattvas erlaubt ist, das Kesa zu tragen. Das Kesa geht über den Status von Laie, Bodhisattva oder Mönch hinaus. Das Kesa ist das Symbol für den Buddha-Zustand. Und Buddha ist jenseits von Mönch, Nonne, Bodhisattva oder Laie.

Im Buddha-Zustand gibt es keine Unterschiede mehr. Das gilt es zu realisieren. Jeder kann das. Dazu muß man nicht Mönch oder Nonne sein. Aus diesem Grund nimmt Vilmalakirti einen so wichtigen Platz im Buddhismus des Goßen Fahrzeugs ein. Denn obwohl er ein Familienleben in seinem Haus führte, hat er die große Weisheit Buddhas realisiert. Er wurde als Buddha gleichwertig betrachtet. Wegen seiner großen Weisheit, die über Hierarchien, Positionen und Kategorien hinausgeht, konnte er die Mönche unterweisen.

Das kann man übrigens in der Geschichte des Zen in der Geschichte von Eno wiederfinden, der noch Laie war, nicht einmal Bodhisattva, als er der 6. Patriarch wurde. Erst danach hat er die Ordination von einem Abt empfangen, der seine Weisheit erkannte. Nach seiner Ordination bat der Abt, sein Schüler werden zu dürfen. Das beweist, dass Enos Weisheit des Erwachens über alle Kategorien hinausgeht.

Mein Eindruck ist, dass das Kesa auch eine Glaubensfrage ist, eine religiöse Frage. Ich hatte kürzlich diese Assoziation: Bei den Katholiken gibt es das Abendmahl, wo geglaubt wird, dass der Wein wirklich das Blut Jesu und die Hostie wirklich der Körper Jesu ist. So wird auch gesagt: das Kesa ist Buddha. Das ist für mich sehr schwer.

Aber es gibt einen Unterschied: Das Kesa wird wirklich auf dem Körper getragen, der Zazen praktiziert. Dieser Körper, der Zazen macht, ist Buddha. Das ist kein mysteriöser Buddha. Es ist das Zazen selbst, das in einem vollkommenen Glauben praktiziert wird. Aber nicht im blinden Glauben, sondern in dem Vertrauen, das die Vermutung loslässt, dass es einen Buddha jenseits von Zazen gibt. Das bedeutet, vollkommen eins mit Zazen zu sein. Zazen wird Buddha. Buddha ist der Zustand der Nicht-Dualität. Genau das verwirklicht sich in der Erfahrung von Zazen. Das ist nichts Geheimnisvolles, an das man glaubt.

Aber wozu dient das Kesa? Ist es ein Symbol oder ist es mehr?

Sicher ist es ein Symbol, denn es hat eine besondere Form. Es beschreibt die Transformation, die Verwandlung. Aber es ist ein Symbol, das wir konkret durch die Praxis lebendig halten. Das Kesa selbst ist auch eine Praxis, nicht nur ein Symbol, denn wir nähen es selbst, wir tragen es, wir behüten es. Ein Kesa zu tragen ist Praxis. Mit dem Kesa Zazen zu praktizieren, kann man ganz konkret spüren. Man kann sich natürlich sagen, dass man mit dem Kesa bekleidet ein tieferes Zazen erfahren kann. Vielleicht ist das so, weil man daran glaubt: “Ah, das Kesa ist Buddha und nun bin ich Buddha“. Ist das der Glaube?

Ich denke, jeder sollte versuchen, sich das selbst zu fragen. Jeder kann eine andere Erfahrung machen. - Als ich das erste Mal Zazen mit dem Kesa gemacht habe, habe ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass das Kesa das Symbol Buddhas ist oder dass es etwas mit dem Glauben zu tun hat. Ich habe es einfach getragen. Aber es ist klar, dass dieses Zazen sich von den anderen unterschied. Warum? - Das ist nicht fassbar. Wenn man das zu sehr analysiert, wird es zu etwas, von dem man denkt, dass es jenseits davon noch etwas zu ergreifen gibt.

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Zwei Leute, die ich kenne, haben sich zum Mönch ordinieren lassen. Sie laufen immer noch wie Bodhisattvas herum.

Was heißt das?

Sie tragen nur ein anderes Rakusu. Sie tragen kein Kolomo und kein Kesa. Ich habe sie gefragt, warum sie das tun. Ihre Antwort war: „Das ist nicht wichtig.“ Wenn sie einmal Zeit hätten, würden sie ein Kesa nähen.

Habe ich die ordiniert?

Nein.

Du willst wissen, was ich davon halte? - Im Grunde ist es wahr, dass Kolomo und Kesa nicht wirklich so wichtig sind. Das sind nur Kleidungsstücke. Das Wichtigste ist die Praxis und der Geist, mit dem man praktiziert. Und der Bodhisattva-Geist ist der tiefste Geist, der höchste Geist. Wenn man Mönch ist, dann um den Bodhisattva-Geist zu vertiefen. Für mich ist Bodhisattva zu sein wirklich das Wesentliche. Mönch zu sein ist ein Weg unter anderen, um seine Berufung als Bodhisattva zu leben.

Das heißt aber nicht, dass Kolomo und Kesa überhaupt nicht wichtig sind. Insbesondere das Kesa: Das Kesa ist das Symbol der Weitergabe. Das Kesa nicht tragen zu wollen, ist in gewisser Hinsicht eine Vernachlässigung der Weitergabe. Ich werde niemanden ordinieren, der bei der Ordination kein Kesa und keinen Kolomo hat. Nicht weil ich denke, dass es ausreicht, ein Kolomo und ein Kesa zu haben, um Mönch zu werden. - Das reicht überhaupt nicht. - Wenn man aber nicht einmal die Anstrengung unternimmt ein Kesa zu nähen und einen Kolomo zu kaufen, zeigt mir das, dass man nicht den engagierten Geist hat, um Mönch zu werden: Man möchte keine Anstrengung unternehmen, um der Tradition zu folgen. Die Tradition ist wichtig.

Dogen sagte: „Man gibt niemandem die Ordination, der nicht die drei Kesas, seine Schale, Kolomo und Kimono hat.“ Er sagte auch, dass man sie sich nicht nur leihen dürfe. Für Dogen war es so, dass man, wenn man sich diese Dinge zur Ordination auslieh, mit der Ordination nicht wirklich Mönch wurde. Ich vertraue völlig der Unterweisung Dogens und wenn er so strikt war in diesen Punkten, dann wird er gute Gründe dafür gehabt haben. Ich denke, dass diejenigen, die die Ordination empfangen möchten, über diese Unterweisung meditieren sollten.

Dogen war kein Formalist. Für ihn drückte die Form den Geist aus und half, ihn zu vertiefen. Den Hishiryo-Geist kann man z.B. nicht erfassen. Wenn man sich aber darauf konzentriert, ein Kesa zu nähen, kann man Hishiryo vertiefen, wie wenn man Zazen macht. Der Buddha-Geist ist nichts, das man sehen oder erfassen kann, wie ich es vorhin gesagt habe. Wenn man dem Buddha-Geist gegenüber seine Dankbarkeit, seinen Respekt ausdrücken möchte, hat man keinen Gegenstand, demgegenüber man das tun kann, also respektiert man das Kesa als Symbol. - Symbole sind auch wichtig. Der Geist funktioniert mit Symbolen. Man braucht sie. Man sollte es respektieren. Es ist schade, dass der Godo, der diejenigen ordiniert hat, dies nicht unterweisen konnte.


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