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SATORI

 

Warum kann selbst ein Zen-Meister oder ein Buddha auf die Frage, ob er Satori hat, nicht mit „Ja“ antworten?

Zu antworten, dass man das Satori hat, manifestiert nur die Anhaftung des Egos an eine Erfahrung. Satori muss sich in der Praxis manifestieren. Das ist die einzige Möglichkeit, es auf authentische Weise auszudrücken.

Ich habe einen Meister sagen hören: „Vor 20 Jahren, als ich das Satori bei meinem Meister realisiert habe, ...“ Das heißt, dass er sich noch zwanzig Jahre danach an etwas klammerte, das er glaubte erhalten zu haben. Das ist ein ganz typisches Verhalten des Egos: „Ich mit meinem Meister, …“, „Vor zwanzig Jahren habe ich das und das erhalten.“

Man sagt im Zen, dass das eine Beschmutzung des Satori, eine Beschmutzung des Erwachens ist. Natürlich hat man irgendetwas tief verstanden. Aber es bleibt immer noch etwas vom Ego da, das sich an diese Erfahrung klammert. Das macht das Erwachen begrenzt. - Deswegen zitiere ich unablässig diesen Satz aus dem Genjo Koan, in dem Dogen sagt: „Gewöhnliche Menschen täuschen sich über das Erwachen. Die Erwachten, die Buddhas, begnügen sich damit, ihre Täuschungen zu erhellen.“

Ryokan z.B. sprach nie über sein Erwachen. Er machte sich unablässig über seine Täuschungen lustig.

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Wenn man den Augenblick des Erwachens lebt, ist man Körper und Geist. Wie stellt sich das Phänomen des Erwachens für den Körper und für den Geist dar? Ich weiß, daß es keine Berührung mit einem magischen Stab ist. Ist es eine Energie, die in Lichtform oder in Klangform auftaucht? Springt man ins Leere? Oder ist es plötzliches Wissen?

Ich hoffe, daß Sie nicht erwarten, daß ich eine Antwort auf diese Frage gebe. Ich würde Ihnen einen sehr schlechten Dienst leisten, denn dann würden Sie auf etwas warten, das der Beschreibung entspricht, die ich gegeben hätte. Auf jeden Fall kann ich sagen, daß es kein großes Lichtphänomen und kein großes Klangphänomen ist, sondern eine große Befreiung.

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Im Zen spricht man von Mushotoku, ohne Ziel und Profitgeist. Ich habe oft gehört, man soll das Erwachen nicht suchen. Aber für alle Meister der Weitergabe war das Erwachen eine Frage von Leben und Tod. Also haben sie doch zumindest am Anfang auf jeden Fall das Erwachen gesucht. Im Zen sagt man: ‘Alles ist Buddha’. Aber am Anfang steht doch ein Leiden und irgendwo auch ein Ziel.

Ja, sicher. Das, was man bodaishin, Geist des Erwachens, nennt, ist der Geist, der sich des eigenen Leidens und des Leidens aller Wesen bewußt wird. Man legt das Gelübde ab, sein ganzes Leben daranzusetzen, dieses Leid zu lösen. Es gibt also ein Gelübde, einen sehr kräftigen Wunsch, der alle Energie in Richtung der Praxis des Weges mobilisiert.

Es ist wichtig zu verstehen, daß der Wunsch zu erwachen, nicht auf einen selbst bezogen sein darf. Wenn ich das Satori haben möchte um mich persönlich, ganz alleine, aus dem Leiden zu befreien, bin ich auf dem falschen Weg, dann habe ich nur einen neuen egoistischen Wunsch. Der Wunsch ist vielleicht etwas verfeinert, aber es ist nach wie vor der egoistische Geist, der etwas erhalten möchte.

Der Wunsch zu erwachen muß mit großem Mitgefühl für die anderen Wesen zusammengehen. Alle Energie, die ich einsetze, um selbst auf dem Weg voranzukommen, setze ich nicht ein, damit ich selbst vorankomme, sondern um allen zu helfen. Dann verschwindet der Widerspruch zwischen 'keinem persönlichen Ziel' und der Suche nach Erwachen. Denn Mushotoku heißt, keinen Nutzen für sich persönlich zu suchen, für sich alleine.

Aber es gibt da noch etwas anderes: In einem bestimmten Augenblick wird man sich bewußt, daß es nicht notwendig ist, das Erwachen zu suchen. Erst in dem Augenblick, indem man sich bewußt wird, daß das Erwachen nichts ist, was es zu erlangen gilt, ist es da.

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Die Intellektuellen im Westen haben den Unterschied gemacht zwischen plötzlichem Erwachen und graduellem Erwachen.

Das kommt schon aus China.

Es gibt kein Erwachen ohne konstante Anstrengung in der Praxis. Aber das augenblickliche Erwachen verwirklicht sich, wenn man vertraut versteht, daß das Erwachen bereits in der Praxis vorhanden ist, d.h. wenn man in der Lage ist, wirklich mushotoku zu praktizieren. In der Praxis verschwindet der dualistische Geist dann, wenn man wirklich einzig und allein sitzen und voll verstehen kann, daß diesem Sitzen nichts fehlt, noch nicht einmal das Erwachen, daß das Erwachen im Sitzen ist.

Es gibt auch ein plötzliches Verstehen. Aber wenn man diese Form des Erwachens erwartet, wenn man in der Erwartung sitzt, daß eine plötzliche Erleuchtung auftaucht, bringt uns dieser Geisteszustand in einen Gegensatz zum Erwachen. Statt loszulassen und wirklich einfach nur zu sein, frei von allem, frei von allen Zielen, von allen Leidensursachen, strengt man sich an in der Erwartung von irgend etwas. Man steht unter Spannung. Das steht im Gegensatz zum Erwachen.

Erwachen geschieht genau in dem Augenblick, in dem man versteht, daß das Licht schon da ist und man kein besonderes Erwachen erwarten muß. Anders gesagt - wir sind in einem christlichen Kloster, deshalb kommt mir dieses Bild - Gott ist nicht verborgen, er ist immer da. Doch man glaubt er sei weit weg, er sei irgendwo im Himmel verborgen. Er ist aber immer schon da.

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Ich wundere mich, daß es bei den alten Meistern so viele Erweckungsmomente gibt: den Anblick der Pflaumenblüten; den Kiesel, der den Bambus berührt; Meister Dogen, Meister Nyojo und die Sandale; Buddha Shakyamuni unter dem Bodhi-Baum. Das erweckt den Eindruck, es gäbe irgend etwas zu erreichen. So erlebe ich das nicht, so verstehe ich das nicht.

Aber du bist es, der sagt, dass es da etwas zu erlangen gibt. Dogen hat nie gesagt, daß er etwas erlangt hat, auch Buddha nicht, auch Kyogen nicht. Sie haben nichts erlangt.

Aber so, wie ich deine Unterweisung verstehe, ist die wahre Erleuchtung, ein Hin und Her zwischen der Illusion und der Erleuchtung, von der Erleuchtung zur Illusion und von der Illusion zur Erleuchtung. Das ist eine Bewegung, kein fester Zustand. So erlebe ich das selbst auch.

Dogen, Buddha und Kyogen haben nie gesagt, daß das ein fester Zustand ist. Das ist deine Vorstellung.

Warum haben sie dann einen einzigen Zustand als ihren Erwachenszustand beschrieben?

Das ist ein Augenblick, in dem ihr Zweifel verschwunden ist. Aber dieser Augenblick ist etwas, das sich ständig in der Praxis wiederholt. Das ist nicht begrenzt auf einen Zeitpunkt.

Aber es ist wahr, daß es in dem, was man das Satori nennt, zwei Aspekte gibt. Es gibt eine Praxis, die in sich selbst Verwirklichung ist. Da handelt es sich nicht um ein besonderes Ereignis. Es ist die natürliche Rückkehr zum Normalzustand in der Zazenpraxis, in der es keinen Zweifel mehr gibt, keinen Zwiespalt im Geist mehr. Aber manchmal gibt es ein plötzliches Erkennen unserer Illusionen. Und dann gibt es etwas, das abfällt, und das nennt man das unmittelbare Satori, das Satori als Ereignis. Aber beide sind miteinander verknüpft. Denn alle Praktizierenden, die diese Erfahrung gemacht haben, waren Leute, die Zazen praktizierten. So war es ihre Zazen-Praxis, die es ihnen in einem bestimmten Augenblick ermöglicht hat, ihren Zweifel aufzugeben und das fallen zu lassen, was in ihrem Geist noch als Zweifel hauste.

Oft waren das Leute, die alle Begierden aufgegeben hatten, nur auf den Weg konzentriert waren, nichts außer Zazen praktizierten. Es war eine sehr intensive, sehr kräftige Praxis. Oft spürten sie in dieser Praxis etwas Schmerzhaftes. Plötzlich wurden sie sich bewußt, daß es in der Praxis nichts zu erfassen gibt. Dieser Augenblick von Kensho, von Satori, ist der Augenblick, in dem man ganz plötzlich begreift: Es ist ganz einfach, es gibt nichts zu ergreifen.

Es ist also gerade nicht so, daß etwas dahinter ist, das man ergreifen kann; sondern das Kensho geschieht in dem Augenblick, in dem man versteht, daß es nichts zu ergreifen gibt, in dem die Idee, daß es etwas zu ergreifen gibt, abfällt. Ab diesem Augenblick kann die Praxis viel friedlicher weitergehen, weil keine Spannung auf irgend etwas hin mehr besteht.

Aber da unser vergangenes Karma nicht plötzlich aufhört, gibt es immer wieder Wellen von Bonnos, die wieder auftauchen. Diese Wellen werden durch das Hishiryo-Bewußtsein von Zazen erhellt. Das ist dann der Augenblick, um das zu tun, was du sagtest, nämlich die Illusionen im Zazen erhellen. Mit der Fortsetzung der Praxis, mit der Fortsetzung des Weges, läßt man sich weniger von den Bonno und vom Karma antreiben. Bonno und Karma werden nicht unterdrückt, sie existieren weiter. Aber unsere Tendenz, ihr Gefangener zu sein, nimmt ab. Denn die Weisheit von Zazen erhellt immer schneller die Täuschung. Die Bewegung, die du zwischen Illusion und Satori beschrieben hast, wird also immer schneller.

Du hast das Leben dieser alten Meister als sehr auf die Praxis konzentriert geschildert. Ich habe den Eindruck, so lebst du auch. Gibt es für dich denn so ein Erlebnis, das du herausgreifen würdest.

Nein, überhaupt nicht. Ich bin einfach nur unfähig nein zu sagen, wenn die Leute mich bitten, ein Sesshin zu leiten. Deswegen mache ich immer Zazen. Ich habe nicht vor, irgend etwas zu ergreifen, aber ich habe Schwierigkeiten, nein zu sagen. Denn ich glaube, dass die Zazen-Praxis wirklich gut ist. Das ist eine sehr glückliche Erfahrung. Und wenn die Leute mich bitten, mit ihnen Zazen zu machen, akzeptiere ich das immer wieder, und so mache ich die ganze Zeit Zazen. Es sind die anderen, die mich ziehen. Es bin nicht ich, der irgend etwas ergreifen möchte.

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Ich glaube, heute morgen hast du gesagt, dass es die tiefste Dimension von Zazen ist, wenn es nicht mehr das Ego ist, das Zazen praktiziert, sondern wenn Zazen sich selbst realisiert. Ich möchte gerne wissen, ob es dieses Zazen ist, das man Satori, Erwachen nennen kann und ob das bedeutet, dass das Ego in der Ego-Dimension nicht in der Lage ist, das Erwachen zu realisieren.

Die einzige Art, in der das Ego das Erwachen erleben kann, ist, indem es sich selbst aufgibt. Wenn die Absicht, etwas zu ergreifen, das Satori haben möchte, so ist das nicht möglich. Denn der Ansatz, in dem man etwas erreichen möchte, ist genau das Gegenteil von Erwachen. Das ist nur die Fortsetzung der Gier des Egos, das etwas erhalten möchte. Diesmal etwas Spirituelles. Nur der Gegenstand des Wunsches hat gewechselt, nicht die Funktionsweise des Geistes.

Menschen, die den Weg betreten, verfeinern oft nur ihre Wünsche. Dann hat sich nichts Grundlegendes geändert. Deswegen ist eine völlige Revolution notwendig. Aber die kann man nicht willentlich machen, indem man eine Entscheidung trifft. Man kann nicht sagen: „Jetzt gebe ich das Ego auf. Jetzt lasse ich los.“ So funktioniert es nicht. Das einzige, was man tun kann, ist wirklich all seine Energie, seine Aufmerksamkeit, alles, was man geben kann, Zazen zu geben, sodass Zazen ein starker Pol wird, der den ganzen Rest zieht, dem man dann nur noch folgt. Das Ego kann nicht kraft seiner selbst aus sich selbst heraus kommen. Also muss man wagen, dem Weg zu geben, so dass der Weg stärker wird als das Ego.

Das ist die Praxis von Gyoji: Jeden Morgen aufstehen und Zazen machen gehen. Samu machen, selbst wenn man müde ist. Und alle Tage damit fortfahren. Dazu bedarf es auch eines starken Egos, eines Willens, einer starken Absicht. Aber je mehr man so praktiziert, desto weniger Wille ist erforderlich und desto mehr ist es die Praxis, die man ausgelöst hat, die in den Vordergrund tritt, die uns vorantreibt. Man folgt ihr, ohne an sie zu denken.

Das ist wirklich das Wesentliche unserer Praxis. Ich lade dich ein, Vertrauen dazu zu haben. Damit man wirklich vertrauen kann, ist es erforderlich, es so zu probieren, dass man es auch sehen kann. Viele Leute wagen das nicht. Sie haben immer Angst, etwas zu verlieren. Diese Angst zu verlieren, ist das Schwierige auf dem Weg. Also versuch es! Denn wenn du es nicht versuchst, ist das Risiko, dass du viel verlierst, viel größer. Denn dann gehst du an dem Essentiellen des Lebens vorbei.

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