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SEELE

 

Buddhas Lehren zufolge gibt es keine Seele.

Ich wiederhole es noch mal: Das hängt davon ab, welchen Sinn man dem Wort gibt. Wenn man im Buddhismus sagt: „Es gibt keine Seele“, heißt das, dass es kein Atman gibt, keine Ego-Substanz. Aber Seele in der Bedeutung von etwas, das einen Menschen antreibt, oder anregt, als Lebens-energie, die einen antreibt, ist auch eine Übersetzung des Wortes shin: Shin wird auch manchmal mit „Seele“ übersetzt: i shin den shin, „von meiner Seele zu deiner Seele“, „von meinem Herz zu deinem Herz“, „von meinem Geist zu deinem Geist“. Shin hat im Japanischen viele Bedeutungen und bezieht auch das Wort „Seele“ mit ein. Aber dabei handelt es sich nicht um eine ewige, unveränderliche, feste Substanz. Das wollte ich nur klarstellen, bevor du weitersprichst. Aber bitte stelle deine Frage.

Diese innere Substanz, die man selbst ist, ist ja der Veränderung unterworfen. Buddha hat abgestritten, dass es einen Wesenskern gibt, der irgendwo hinwandert. Meine Frage bezieht sich auf den Kreis der Wiedergeburten. Wie beeinflusst man ihn, wenn es keinen Kern gibt?

Es gibt keine Substanz, aber eine Kontinuität des Karmas. Die Kontinuität der Gelübde ist ein gutes Karma. Das Karma dauert an, aber es hat keine Substanz. Eine Radiowelle kann zum Beispiel von der Erde aus bis zum Planet Mars oder Venus reisen. Sie hat keine Substanz, ist aber eine Wirklichkeit, die in Zeit und Raum reist. Sie ist ständig in Bewegung und im Werden. Zwischen einem Tod und einer neuen Geburt gibt es keine unsterbliche Seele, die aus dem Leichnam austritt, um in das neue Wesen einzudringen. Aber es gibt das sogenannte Bewusstsein der Wiedergeburt, eine Funktion des Geistes, die transmigriert. Aber dabei handelt es sich nicht um etwas Unsterb-liches oder Permanentes. Es ist ein Phänomen, das eine Verbindung zwischen einem früheren Leben und einem darauf folgenden Leben schafft, und Träger insbesondere vom Karma und den Gelübden ist.

Auch in dem Zeitraum zwischen dem Tod und dem neuen Leben passieren Dinge, die von diesem Bewusstsein der Wiedergeburt erfahren werden. So wird aus der neuen Person, die geboren wird, keine Kopie der verstorbenen. Es ist nicht dieselbe, aber auch nicht eine völlig andere. Es gibt eine Verbindung, eine Kausalität zwischen beiden.

Habe ich das richtig verstanden, dass man mit seinem positiven Karma ein zukünftiges Leben positiv beeinflusst, dass aber das zukünftige Leben nichts mit dem der jetzigen veränderbaren Persönlichkeit zu tun hat?

Man kann nicht sagen, dass es gar nichts mit ihr zu tun hat. Es gibt eine Verbindung. Das neue Leben ist nicht dein Ego, so wie es jetzt ist, das wiedergeboren wird, aber es ist die Fortführung. Es ist wie eine Welle, die sich auf das Ufer zubewegt. Man sieht, wie sie sich in der Ferne auf dem Meer bildet. Aber wenn sie am Ufer angelangt ist, sind es nicht mehr dieselben Wassermoleküle wie in der Ferne. Sie hat sich die ganze Zeit über verändert, aber trotzdem gibt es eine Verbindung zwischen der Welle, die sich in der Ferne gebildet hat, und der, die dann am Ufer angekommen ist. Die Substanz ist nicht mehr dieselbe, aber eine Energie wird weitergegeben. Deswegen sagt man im Buddhismus immer: „nicht völlig dasselbe und nicht völlig anders.“

Man kann einen Baum, eine Eiche als Beispiel nehmen. Sie wächst und erzeugt Eicheln. Eine Eichel, die zu Boden fällt, wird vielleicht keimen, Wurzeln schlagen und zu einer neuen Eiche werden. Die neue Eiche hat etwas mit der alten Eiche zu tun. Es gibt ein Band, eine Kausalität zwischen beiden. Gewisse Merkmale werden weitergegeben, aber die neue und die alte Eiche sind nicht genau gleich.

Das sind natürlich Bilder. Man kann auch sagen, wenn ich heute in meinem Alter ein Foto von mir aus meiner Kindheit betrachte, dann gibt es kaum noch Ähnlichkeiten. Es hat sich viel geändert zwischen Roland vor sechzig Jahren und dem heutigen Roland. Die Bilder sind schon recht verschieden, aber da ist etwas, das sich fortgesetzt hat. Dabei handelt es sich nicht um eine Substanz, sondern um eine kausale Verkettung.

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Der vierjährige Sohn eines befreundeten Paares erzählte, dass er während seiner Geburt den Kreißsaal von oben herab sehen konnte, die Ärzte, seinen Vater. Seine größte Angst war, nicht zu wissen, wie man atmet, wenn man auf die Welt kommt. Ab welchem Moment hat man eine Seele? Schon im Bauch der Mutter oder im Moment der Geburt?

Es handelt sich da nicht um Seele. Seele ist ein metaphysischer Begriff. Man kann an eine ewige Seele glauben oder nicht, das hat aber nichts mit dem Thema zu tun, von dem du sprichst. Es hat etwas damit zu tun, dass ein Kind nach ungefähr dem 6. Monat bereits ein ausreichend entwickeltes Gehirn und Nervensystem hat, um Empfindungen wahrzunehmen und Erfahrungen zu machen. Es betrachtet natürlich nicht den Tag wie wir, aber es sieht schon Dinge. Im Moment der Geburt sind Nervensystem und Gehirn gründlich ausgebildet. Es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen dem Moment vor der Geburt und nach der Geburt. Kurz nach der Geburt sind die Augen geöffnet und die Nabelschnur ist durchtrennt, aber der Geist entsteht nicht plötzlich. Die Fähigkeit zu fühlen und wahrzunehmen ist nach und nach entstanden und funktioniert schon Monate vor der Geburt.

Es ist heutzutage bekannt, dass der Geisteszustand der Eltern, die Beziehung zwischen den Eltern und der Kontakt mit dem Kind im Bauch sehr wichtig sind. Es handelt sich nicht um einen unempfindlichen Gegenstand. Diese Geschichte ist außergewöhnlich, aber nicht unverständlich.

Heute ist das Kind 10 Jahre alt, und es erinnert sich nicht mehr daran, was es seinen Eltern erzählt hat.

Es gibt einen amerikanischen Psychiater, der Tausende von Menschen, darunter auch Kinder, zehn Jahre lang befragt hat. Nur sehr junge Kinder erinnerten sich oft nicht nur an ihre Geburt, sondern auch an vorherige Leben. Diese Erinnerungen verschwinden sehr schnell. Normalerweise befragt man Kinder nicht dazu. Nicht alle erinnern sich daran, aber es ist nichts Außergewöhnliches. Es kommt öfter vor.

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