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STERBEBEGLEITUNG

 

In den letzten Monaten musste ich einige Menschen zum Sterben begleiten. Wie kann ich im Sterben einen friedvollen und nicht anhaftenden Geist aufrecht erhalten? Ich muss ja dann doch die größte Anhaftung aufgeben, nämlich die an meinen Körper.

Hat dich die Tatsache, dass du Sterbende begleitest mit der Perspektive deines eigenen Todes konfrontiert? Geht es um deinen eigenen Tod, oder geht es um den Tod derer, die du begleitest hast?

Beides.

Bezogen darauf, ist was deine Frage?

Du hattest gesagt, dass der Geist nicht anhaftend und friedvoll sein sollte. Beim Sterbenden ist die Anhaftung sehr groß. Ich frage mich, wie ich persönlich in dieser Situation nicht anhaftend bleiben kann und wie ich vielleicht auch anderen helfen kann, dann nicht anhaftend zu sein.

Ich glaube, dass man sich in einer Situation, in der eine Anhaftung an den Körper oder das Leben sehr stark auftaucht, vor allem nicht sagen darf, dass man nicht anhaften soll. Das ist wie Öl ins Feuer gießen. Es ist besser, die Anhaftung zu akzeptieren. Denn das ist in diesem Augenblick deine Realität oder die Realität des anderen. Es ist schon schwer, sterben zu müssen und zu spüren, dass man dem Leben verhaftet ist. Wenn man in dem Augenblick noch sagt: „Ich darf nicht anhaften.“ wird es nur noch schwerer. Das führt dazu, dass man gegen sich selbst kämpft. Das hat keinen Sinn. Das ist das Schlimmste. Das ist der beste Weg, um auf keinen Fall den Geistesfrieden zu verwirklichen. Wenn du dir aber sagst: „Ich liebe das Leben und es ist wirklich schmerzhaft, jetzt zu sterben. Selbst obwohl ich Mönch bin, hänge ich immer noch am Leben.“, so ist es, glaube ich, der erste Weg zum Geistesfrieden, das zu akzeptieren.

Der zweite Schritt ist, sich zu fragen: „Wer haftet da letztlich? Was ist das, was sich da anhaftet? Was stirbt?“ Es geht mehr um derartige Fragen. Das ist das wirkliche Koan von Leben und Tod. Man kann so seinen Geist zu einer wirklich anderen Dimension der Existenz erwecken, in der die Nicht-Angst vor dem Tod auf natürliche Weise erscheinen kann, ausgehend von einem inneren Erwachen, und nicht, indem man gegen die Anhaftung kämpft. Anzuhaften ist normal, das ist grundlegend für alle Wesen. Sogar Tiere hängen am Leben. Sogar große Meister wie Dogen hingen am Leben: Als er krank wurde und merkte, dass er sterben würde und den Herbst vielleicht nicht mehr erleben würde, schrieb er ein Gedicht, das genau das zum Ausdruck bringt. Er schrieb: „Der Mond ist sehr schön heute abend. Ich werde ihn in diesem Herbst nicht mehr sehen. Aber warum hindert er mich heute daran zu schlafen?“ Er war sich völlig bewusst, dass er den Herbst nicht erleben würde. Deswegen konnte er nicht schlafen. Er war nicht wirklich in Frieden, aber er hat es akzeptiert. Das ist wirklich loslassen. Das ist der Beginn des Geistesfriedens.

Was die Begleitung Sterbender angeht, so ist es grundlegend, die Leute zu begleiten, indem man eins ist mit ihren Emotionen, selbst den negativsten, und ihnen auf keinen Fall zu sagen: „Ihr dürft eigentlich nicht anhaften.“

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Letztes Jahr ist mein Vater gestorben. Er hatte einen schweren Schlaganfall, und es war klar, dass er sterben müsse. Am dritten Tag war ich alleine mit ihm im Krankenhaus und habe mein Sutrabuch mitgenommen. Ich hatte das Gefühl, dass er schon auf dem Weg und nicht mehr bei Bewusstsein ist, und wollte ihm etwas daraus vorlesen. Zwei Tage vorher hat er uns noch gehört. Ich kenne das aus dem katholischen Glauben. Ich bin ursprünglich katholisch, und man betet für die Person, die stirbt. Es gibt im Sutrabuch aber kein Sutra für Sterbende.

Das stimmt. Es gibt kein Sutra für Sterbende, da die Personen, die dabei sind zu sterben, noch leben. Sie sind natürlich in einer besonderen Verfassung. Ich glaube, dass es in so einer Situation am besten ist, das Hannya Shingyo zu singen.

Ich habe ihm ein Sutra in deutscher Übersetzung vorgelesen. Ich weiß nicht mehr welches. Aber ich habe vermisst, dass da nichts ist.

Das ist etwas, was man Mönche der Sotoshu fragen kann. Ich bin mir nicht sicher, dass das nicht existiert. Vielleicht gibt es Dharanis für diese Umstände. Aber wenn ich in deiner Situation gewesen wäre, hätte ich das Hannya Shingyo rezitiert. Denn es ist die Quintessenz der Weisheit des Erwachens. Das ist es, was ein Sterbender wirklich hören muss. Wirklich. Alle Lebenden und natürlich umso mehr die, die im Sterbeprozess sind. Diejenigen, die sterben, habe keine Zeit zu verlieren mit Details und Umwegen. Das Hannya Shingyo ist das Essentielle des Essentiellen.

Das ist auch der Grund, warum man das Hannya Shingyo auch benutzt, um Ängste aufzulösen. In China hat man, wenn ein Dorf vor einem Unglück bedroht war, wenn die Leute den Eindruck hatten, dass es einen bösen Geist gäbe, der das Dorf bedrohte, Zenmönche gebeten zu kommen und ein Hannya Shingyo zu rezitieren, um die Situation zu befrieden. Es heißt, dass das Hannya Shingyo derart tief wirkt, dass es die Kraft hat, alle Ursachen von Angst und Täuschung aufzulösen. Es hat also wirklich eine magische Kraft. Auch eine exorzistische Kraft. - Ich werde mich erkundigen, ob es ein besonderes Sutra für die Sterbebegleitung gibt. Aber ich würde das Hannya Shingyo rezitieren.

In der Theravada-Tradition gibt es ein Sutra, in dem Buddha einem Mönch antwortet, der einen Laienschüler kennt, der im Sterben liegt. Er fragte Buddha: „Was kann ich tun, um ihn zu begleiten?“ Grob gesagt empfiehlt er dem Laienschüler, ihn an die Zufluchtnahme zu den drei Kostbarkeiten zu erinnern, ihn also an sein grundlegendes Vertrauen zu erinnern. Aber das war für einen Laienschüler, also für jemanden, der bereits Zuflucht genommen hatte, der auf dem Buddhaweg engagiert war. Ihn sollte er an das Wesentliche seines Engagements erinnern, damit er im Gedanken an Buddha, Sangha und Dharma stirbt und so auf diesem Weg weiter gehen kann.

Mein Vater war aber Katholik.

Weil er katholisch war, wäre es vielleicht gut gewesen, für ihn ein katholisches Gebet zu lesen.

Bei uns gibt es den Rosenkranz.

Ja, so etwas. - Wenn eine Person stirbt, ist es wichtig, dass man wirklich im Kontakt zu dem ist, was Grundlage ihres Vertrauens ist. Das kann am besten helfen. Für einen Christen buddhistische Gebete zu lesen, ist nicht besonders wirkungsvoll.


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