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SELBSTMORD

 


Seitdem ich hier Zazen mache, kommt unablässig ein Gedanke in mir hoch: Ich habe jemanden durch Selbstmord verloren. Im Christentum ist es so, daß man für denjenigen beten muß, damit seine Seele erhoben wird. Als ich ihn getroffen habe in seiner Zerbrechlichkeit, habe ich ihm gesagt: „Mach, was jetzt für dich gut ist.“ Und ich glaube, daß - wenn er diese Lösung gewählt hat - diese dann für ihn gut war.

Von dem Gesichtspunkt des Zen aus ist Selbsttötung ein Irrtum, genauso wie jemand anderes zu töten. Es ist ein Fehler, weil eine Selbsttötung das Problem nicht löst. Wenn man an die Reinkarnation glaubt, an eine Wiedergeburt in ein anderes Leben, dann muß diese Person das Karma, das zur Selbsttötung geführt hat, lösen. Selbstmord ist ein Irrtum sich selbst gegenüber. Es ist keine Sünde. Im Buddhismus ist keine Vorstellung von Sünde dahinter. Aber eine Selbsttötung löst nichts. Denn er muß auf jeden Fall das lösen, was die Selbsttötung nicht gelöst hat.

Im Buddhismus widmet man Toten Zeremonien, um ihnen zu helfen. Was du auch machen kannst, ist, ihm deine Zazenpraxis zu widmen, wenn du ein Sesshin machst. In dem Augenblick, wo man die Gelübde des Bodhisattva singt, widmest du das Sesshin der Person, um ihr zu helfen, ihr Karma zu lösen.

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Wenn ich schwer krank werden sollte, so wie meine Frau, ist es dann erlaubt, über den Tod selbst zu bestimmen, indem ich Medikamente einnehme? Wenn es mit dem Umfeld abgestimmt ist, so dass niemand geschockt ist, und ich nicht auf den letzten quälenden Atemzug warten muss?

Ja, das ist möglich. Unter der Voraussetzung, dass der Tod in diesem Fall etwas absolut Unvermeidliches ist, dass es sich um einen völlig hoffnungslosen Fall handelt. Es ist aber auch nur dann möglich, wenn man in seinem Leben alles geregelt hat, was man zu regeln hatte. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Trotzdem ist man nie sicher, ob die letzte Minute nicht möglicherweise die wichtigste ist. Es ist also eine große Verantwortung zu entscheiden, sein Leben abzukürzen. Aber es ist nicht verboten, wenn ein baldiger Tod auf keinen Fall zu vermeiden ist. In diesem Fall handelt es sich nicht um Selbstmord. - Das ist meine Sichtweise.

Ich denke, dass das auch die Sichtweise der meisten Buddhisten ist. Aber es wäre interessant, mit anderen darüber zu diskutieren. Das ist ein sehr wichtiges Thema.

Der Buddhismus ist nicht besonders dogmatisch, er ist sehr offen. Das grundlegende Prinzip ist: sich selber töten ist wie jemanden anderen töten. Das verstößt gegen das grundlegende Gebot, nicht zu töten. Das ist das grundlegende Prinzip. Aber von dieser Grundlage gibt es Ausnahmen. Wenn der Tod unvermeidbar ist und es darum geht, die letzten Leiden der letzten Augenblicke um ein paar Tage zu verkürzen, dann ist es eine Geste des Mitgefühls, das zu erlauben. Es zu verweigern wäre fast eine Form von Sadismus.

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Ich würde gerne den Standpunkt des Buddhismus, insbesondere des Zen zum Selbstmord kennenlernen.

Zunächst muss man Mitgefühl mit den Menschen haben, die Suizid begehen, und ihre Handlung nicht verdammen. Aber ein Buddhist unternimmt alles, um jemanden davon zu überzeugen, keinen Suizid zu begehen. Denn das geht gegen das erste Gebot: nicht töten. Am schwierigsten ist die Frage natürlich dann, wenn jemand um Sterbehilfe bittet, wenn er eine unheilbare Krankheit hat. Ich weiß nicht, ob sich deine Frage darauf bezieht.

Ich frage, weil ein Familienmitglied eine derartige Handlung gemacht hat.

Natürlich schockiert das die Familie. Man überlegt sich, was man nicht gemacht hat, was das hätte vermeiden können. Im Allgemeinen führt das zu Schuldgefühlen bei den Angehörigen. Deshalb ist Suizid eine Handlung, die zweifach aggressiv ist: Es ist eine Aggression gegen sich selbst, aber auch eine Aggression gegen die anderen. - Kennt man den Grund für den Suizid?

Mein jüngerer Bruder. Es war Alkohol, Depression ... Alle stellen sich jetzt natürlich Fragen, haben den Eindruck, Fehler gemacht zu haben.

Natürlich.

Es war im Dezember. Wir haben schon zwei Zeremonien für ihn gemacht.

Jetzt, wo er tot, ist kann man natürlich nicht mehr viel machen. Aber es hat auch keinen Sinn, sich jetzt Schuldgefühle zu machen.

Ich glaube, dass es eine Zeit gibt, wo man sich Fragen stellen sollte. Aber das einzig Wichtige bei diesen Fragen ist, so weit wie möglich zu verhindern, dass sich eine derartige unglückliche Handlung wiederholt. Was passiert ist, ist passiert. Das kann man nicht mehr ändern. Menschen, die religiös sind, können für ihn beten. Im Zen betet man für eine bessere Wiedergeburt dieser Person. Aber man sollte jedes Schuldgefühl vermeiden. Man sollte weder der Person, die den Suizid begangen hat, Schuld zuweisen, noch sollte man sich selbst schuldig fühlen. Das schafft Leiden, das nichts hilft.

Ich habe einmal gelesen, dass, was geschehen muss, auf jeden Fall geschieht, und wenn man versucht, dem auszuweichen, man auf jeden Fall wieder an diesen Punkt kommt. Das heißt: Vielleicht musste mein Bruder diesen Selbstmord begehen, und wenn er dann wiedergeboren wird, muss er gucken, dass er dieses Problem anders löst.

Ja, das sagt man. Man sagt das natürlich vor allem um zu verhindern, dass Menschen Suizid begehen. Es gibt Leute, die glauben, dass der Tod sie endgültig ihrem Leiden befreit. Das ist eine nihilistische Sehweise, die Buddha immer abgelehnt hat. Für ihn ist der Tod nicht das Ende von allem. Es dient auch dazu, den Menschen zu helfen sich verantwortlich zu fühlen für ihr Leben bis an ihr Ende. Dass Suizid nicht dazu führt, dass man die Wurzel des Leidens auslöschen kann, sondern man sich in einem späteren Leben erneut mit dem Leid konfrontiert sehen wird. Der Suizid kann dazu beigetragen haben, dieses Leid zu verstärken.

Deswegen muss man für die Leute beten, die Suizid begangen haben, eine Zeremonie für sie machen, ihnen die Verdienste der Zazen-Praxis widmen. Denn die Person, die Fortsetzung dieser karmischen Verkettung ist, wird diese Probleme lösen müssen.

Aber man sollte diesbezüglich auch nicht in einen zu großen Pessimismus verfallen. Denn manchmal, wenn das Karma schlechter wird, hat die Person keine andere Möglichkeit, als sich radikal zu ändern. Deswegen kann man nie auf absolute Weise sagen: Dieser Suizid ist ein schlechtes oder ein gutes Karma. Denn manchmal kann ein schlechtes Karma ein so starkes Leid auslösen, dass es keinen anderen Ausweg gibt, als radikal den Geist zu ändern. Es gab viele Leute, die sich in dem Augenblick völlig verändert haben, wo sie die Grundlage ihres Leidens berührten, wirklich den Grund.

Man muss also immer Hoffnung in die Fähigkeit des Menschen behalten, über sein Leiden hinauszugehen und letztlich zu erwachen. Aber zugleich muss man den Menschen beistehen, sie begleiten, die ein schwieriges Karma haben. So lange sie leben, macht man das, was man kann, und nach dem Tod betet man für sie.

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